Kirche Klaswipper
Mühlenecho
Die Evangelische Kirche in Klaswipper
Seit dem Jahre 1837 steht in Klaswipper die evangelische Kirche. In einer Reihe von Konzerten, Gottesdiensten und Veranstaltungen würdigt die Evangelische Gemeinde Klaswipper in diesem Jahr das 175jährige Bestehen ihres Gotteshauses.
Es war ein langer mühevoller Weg für die lutherischen Bürger bis zur Gründung einer eigenen Gemeinde und dem Bau einer eigenen Kirche.
Nach der Reformation im Jahre 1517 verbreitete sich der neue lutherische Glaube rasch. In dem Gebiet der damaligen Grafschaft Mark nahmen schon bald alle Gemeinden den neuen evangelischen Glauben an. Die jeweiligen Landesherren bestimmten damals die Konfession und alle Untertanen hatten diesen zu folgen. Im Herzogtum Berg, dem die Stadt Wipperfürth und deren Umgebung angehörte, setzte sich der evangelische Glauben nicht so recht durch. Lutherische Bürger waren hier gegenüber der katholischen Bevölkerung stets in der Minderzahl. Begünstigt durch die geduldete freie Religionsausübung für alle Konfessionen vergößerte sich die Zahl der in Wipperfürth wohnenden lutherischen Bürger. Als sich aber im Jahre 1614 die damaligen Landesherren des Bergischen Landes, die bis dahin ihr Land gemeinschaftlich regiert hatten, zerstritten und der eine bergische Landesherr Herzog Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg zum katholischen Glauben übertrat, begann eine schwere Zeit für die lutherische Bevölkerung. Besonders übel wurde es ab dem Jahre 1622, als im Zuge des Konfliktes zwischen den Niederlanden und Spanien im Dreißigjahrigen Krieg die Stadt Wipperfürth von den Spaniern eingenommen wurde. Diese verboten den Lutheranern die Religionsausübung. Eine konfiktbeladene Zeit mit großen Reibereien zwischen Katholiken und Protestanten begann und soll in einem Gemetzel, der sogenannten Bluthochzeit zu Wipperfürth ihren Höhepunkt gefunden haben. Zahlreiche evangelische Bürger sollen dabei umgekommen sein. Die verschont gebliebenen Menschen sollen sich nur durch eine überstürzte Flucht retten können. Ob es sich bei der Bluthochzeit um eine Legende handelt, lassen wir offen. Fest steht aber, dass in der Stadt Wipperfürth seitdem nur wenige evangelische Bürger gwohnt haben, in den umliegenden Dörfern und Höfen die reformierten einen deutlich größeren Anteil ausmachten. Zum sonntäglichen Gottesdienst zogen diese in die von ihnen nächstgelegene Kirche. Das waren je nach Lage die Kirchen in Radevormwald, in Halver und in Rönsahl. So kam es, dass Bewohner der Höfe im östlichen Bereich des Kirchspiels Wipperfürth sich zur Rönsahler Kirche hielten. Möglicherweise waren diese Familien schon immer zum Gottesdienst nach Rönsahl gezogen, eben weil der Weg kürzer war als nach Wipperfürth, und hatten dort schon die konfessionelle Umstellung mitgemacht.
In den Rönsahler Kirchenbüchern, die seit dem Jahr 1652 vorhanden sind, sind zahlreiche Einträge von Amtshandlungen an bergischen Bürgern verzeichnet. Demnach muss der größte Teil der bergischen Bevölkerung aus dem Gebiet östlich von Wipperfürth in die Rönsahler Kirche gegangen sein.
Im Jahre 1767 brannte bei dem verheerenden Dorfbrand in Rönsahl auch die Kirche ab. Die Bergischen Kirchgänger sollten für den Wiederaufbau finanziell herangezogen werden. Da diese sich aber auch schon in der Zeit vor dem Brand von der Rönsahler Kirchengemeinde benachteiligt gefühlt hatten , weil man sie nicht als vollwertige Gemeindeglieder behandelte, kam es nun zu Streitigkeiten. Es wuchs der Wunsch, eine eigene Gemeinde gründen zu dürfen und eine eigene Kirche bauen zu können. Also traf man sich am 13.02.1768 auf dem Hof Speckenbach. 22 evangelische Bürger versammelten sich dort, um eine Neugründung einer eigenen Gemeinde im Kirchspiel Wipperfürth zu bewirken. Es wurde ein Schreiben an den Landesfürsten Karl Theodor, Herzog von Jülich, Kleve und Berg verfasst, worin man eine Gemeinde zu gründen ersuchte und den Bau einer Kirche im Klüppelberger Raum zu erwirken. Man stieß jedoch auf Anlehnung durch den Wipperfürther Stadtrat. Zur gleichen Zeit wurde es verboten, Amtshandlungen von auswärtigen Pastoren verrichten zu lassen. Die bergischen Lutheraner ließen sich davon nicht abhalten, weiterhin in Rönsahl Taufen, Konfirmationen und Eheschließungen durchführen zu lassen und ihre Verstorbenen dort zu beerdigen. Allerdings mussten hierfür deutlich höhere Gebühren bezahlen als die Rönsahler Gemeindemitglieder. Besonders gravierend wurde dies nach dem erneuten Gesuch um eine Bewilligung einer eigenen Gemeinde im Jahre 1786. Nun wurde vom Wipperfürther Stadtrat dem Bau einer Kirche zwar zugestimmt, aber nur innerhalb der Stadtmauer Wipperfürths. Man erhoffte sich dadurch wirtschaftlichen Nutzen. 1788 erlaubte der Herzog von Berg, Karl Theodor, die Gründung einer „Evangelisch-lutherischen Gemeinde zu Wipperfürth“ und den Bau einer Kirche innerhalb Wipperfürths. Ein Zimmer im Wipperfürther Rathaus wurde der neuen Gemeinde zur Verfügung gestellt und dort sollten alle Amtshandlungen erfolgen, ebenso sollten alle Toten auf dem Friedhof in Wipperfürth beigesetzt werden. Das war natürlich nicht im Sinne der Gemeindeglieder, die nicht in oder in der nahen Umgebung von Wipperfürth wohnten, die dennoch den weiten Weg nach Wipperfürth scheuten und weiterhin die Rönsahler Kirche besuchten. Im Rönsahler Sterbebuch findet sich eine ganze Reihe Einträge von Beerdigungen, die verbotenerweise in Rönsahl durchgeführt worden sind. Der erste Pfarrer der Wipperfürther Gemeinde war der junge, aus Halver stammende Johann Friedrich Vogt, der später in den Jahren von 1821 bis 1828 auch die von Vakanz bedrohte Rönsahler Gemeinde betreute.
Die nötigen finanziellen Mittel für den Bau einer Kirche in Wipperfürth waren nur schwer zu beschaffen. Die Bevölkerung war arm und nur mit Hilfe durch Dahrlehen von wohlhabenden Industriellen konnte das benötigte Geld beschafft werden. 1791 wurde der Bau begonnen und im Mai 1793 konnte die neue Kirche fertiggestellt werden. Jedoch im September des gleichen Jahres brach ein Brand in Wipperfürth aus und zerstörte fast alle Häuser. Auch die neue Kirche wurde in Schutt und Asche gelegt. Wieder musste die Gemeinde von Neuem beginnen, hatte zudem aber noch 9000 Taler Schulden.
Im Jahre 1797 trafen sich in Niederklüppelberg 162 Haushaltsvorstände und unterschrieben ein Schreiben an den Kurfürsten, in dem sie um die Verlegung des Gemeindezentrums nach Niederklüppelberg baten. Sie bestätigten in dem Schreiben, die Schulden und die erforderlichen Kosten gemeinsam tragen zu wollen. Endlich, im Jahre 1802, wird der Gemeinde von dem neuen Landesfürst Maximilian Josef die Erlaubnis für ihren Kirchensitz in Niederklüppelberg erteilt. Die Freude war groß und nachdem anfänglich Pastor Vogt noch auf freiem Felde predigen musste, konnte bald mit dem Bau einer Notkirche in Niederklüppelberg begonnen werden. Der Schollenbacher Hof wurde als Pastoratsgut erworben und ein Friedhof in der Nähe angelegt.
1808 kam das Land unter französische Verwaltung. In dieser Zeit wurde die selbständige Zivilgemeinde Klüppelberg gegründet. Bürgermeister wurde der Krommenohler Gottlieb Cramer. Die neue Chaussee, die heutige Bundesstraße B 237 wurde von Bergisch Born bis Rönsahl gebaut. In der preußischen Zeit (1815 – 1833), als Pastor Vogt die vakante Stelle in Rönsahl besetzte, entstand der Wunsch, die beiden Gemeinden Klüppelberg und Rönsahl zusammenzulegen. Die immer noch arme und schuldenbeladene Klüppelberger Gemeinde hätte dann wieder ein schönes Kirchengebäude, denn an der immer noch notdürftigen Behelfskirche in Niederklüppelberg, welche eher einem Stall glich als einem Gottshaus, nagte der Holzwurm. Die preußische Regierung lehnte den Antrag auf Zusammenlegung ab. Bald darauf stürzte die Notkirche in Niederklüppelberg ein, Wieder musste der Gottesdienst auf freiem Feld und im Winter in einem Pferdestall in Klaswipper stattfinden.
Nun wurde alles daran gesetzt, endlich ein eigene Kirche zu bauen. Pastor Vogt und die Presbyter versuchten, Kollekten und Spenden zu sammeln, es kam aber nicht genug zusammen. Der Kaufmann Friedrich Wilhelm Wehner aus Klaswipper schenkte der Gemeinde ein Grundstück für den Kirchenbau und ein weiteres für den Friedhof. Der Bauplan für die Kirche als Einheits-Musterbauplan für kleine Dorfkirchen in Preußen, deren Bau mit staatlichen Fördergeldern subventioniert wurden, lag schon vor und der Bauplatz schon eingemessen, als ein Baustop von der preußischen Regierung erteilt wurde. Man wollte über den Kirchenstandort neu entscheiden. Um den optimalen Platz für die Kirche in Klaswipper vor der Regierung zu bekräftigen, erstellte die Gemeinde eine Landkarte mit allen Ortschaften des Kirchspiels, die von evangelischen Bürgern bewohnt waren. Eingetragen waren dazu jeweils die Anzahl der evangelischen Familien. Die Karte machte deutlich, dass in und um Wipperfürth in 14 Ortschaften 35 evangelische Familien wohnten, dagegen aber in und um Klaswipper aber in 53 Ortschaften 223 Familien evangelisch waren. Es dauerte dennoch 5 Jahre bis endlich gebaut werden durfte. Als am 13. Februar 1837 die neue Kirche feierlich eingeweiht wurde, waren 80 Jahre nahezu kirchenlose Zeit vergangen.
Regina Marcus, im Juni 2012
Quellen:
Festschrift 150 Jahre Evangelische Kirche Klaswipper, 1987
„Aus vergangenen Tagen“- Begebenheiten und Ereignisse aufgeschrieben nach Notizen von Joh. Friedr. Vogt (1756 – 1840), Erster Pfarrer der ev. Kirchengemeinde zu Klaswipper von 1789 – 1840, zusammengestellt von Willi Klein
Heimat- und Geschichtsverein Wipperfürth, Aufsatz von Erich Kahl
Ein historisches Spectaculum
Im Jubiläumsjahr lädt die Kirchengemeinde Klaswipper zu einer Veranstaltung am 29. Juni 2012, ab 17 Uhr, auf den Hof Speckenbach ein, bei der an das historischen Ereignis der Speckenbacher Versammlung erinnert werden soll. Es wird eingeladen zu einem fröhlichen Fest im Stil der Barockzeit mit der Aufführung eines Theaterstückes „Die Speckenbacher Versammlung“. Verkleidungen mit Perücken, Kostümen, Zylinder sind erwünscht. Karl Theodor, der Herzog von Berg hat sein Kommen zugesagt. Ein Pendelbus wird zwischen der Kirche Klaswipper und Speckenbach verkehren. Für Speisen und Getränke, u.a. Rönsahler Landbier, wird gesorgt sein.
Grenzen
Bemerkenswert in diesem Zusammenhang ist auch, dass bei der kommunalen Neugliederung im Jahre 1974 die Kirchengrenzen nicht verändert wurden. So gehören die Grundstücke auf der westlichen Seite des Grenzweges in Rönsahl, ebenso wie die Bereiche Feldhof und Meienborn